Weltanschauung

Tach zusammen! Es gab hier eine längere Pause. Aus Gründen. Ich war nich da, hab Weltanschauung betrieben. Im Norden. Heute gibt´s mal in komprimierter Form einen Überblick über gut drei Wochen bestes Wetter mit motivierten Stechinsekten und Licht ohne Ende. Ist da so, im Sommer im Norden. Der Plan war an sich gar nicht so kompliziert: Statt in die mir im letzten Jahr zu vollen Alpen wollte ich nach Abisko in Schweden fahren, dort einige mir unbekannte Schmetterlinge und Orchideen fotografieren, vielleicht nebenbei die Landschaft genießen, etwas wandern und auf Hin- und Rückweg bei den Apollos auf schwedischem Festland und den Aland-Inseln vorbeischauen. Hat nicht geklappt. Also nicht vollständig.

 

Ich bin auf der Hintour planmäßig bei Gelbringfaltern, Festlandapollos und Orchideen der schwedischen Ostküste gewesen und hab paar Fotos gemacht. Denn ging´s weiter nach Östersund, das Schwarze Kohlröschen besuchen und ab dort mit einigen Zwischenstopps, weil weit, bis nach Abisko. Irgendwo zwischen Arvidsjaur und Jokkmokk tauchten dann die ersten Rentiere auf der Straße auf. Abends lief eins wild prustend, schnaufend und niesend bei mir am Zelt vorbei. Das hab ich dann mal fotografiert - hier einige Bilder von der Hinfahrt:

Nach fünf Tagen kam ich am frühen Nachmittag in Abisko an, das Thermometer zeigte 28° C, die Sonne stand noch immer ziemlich senkrecht und die Stechfliegen flogen in beeindruckender Artenzahl und Fülle um das Auto und später auch um mich herum. Und stachen natürlich auch. Gut. Hab ich mir erstmal den Ort - ähm - die Stadt angeschaut. Ging recht schnell, war übersichtlich. Dann hab ich die Umgebung nach Schmetterlingen abgesucht. Nicht so erfolgreich. Die paar, die ich sah, schossen wie bekloppt durch die Gegend. Keine Chance auf Bilder. Hab ich gedacht, schlau wie ich bin, schau ich eben abends mal nach und brach gegen 21:00 Uhr zur Wanderung auf den örtlichen Hausberg Njulla auf. Erfreulich waren die nun, trotz weiterhin scheinender Sonne, fehlenden Stechfliegen. Weniger erfreulich waren die Mückenschwärme, die nachts die Stechfliegen vertraten. Noch weniger erfreulich war, dass kein einziger Schmetterling zu finden war. Dafür hab ich einige Orchideen gefunden. Nachts um zwei war das Licht dann auch ganz angenehm. Einige Goldregenpfeifer flogen immer neben mir her, zwei Elche schauten verdutzt aus den Fjellbirken und ich war, leicht müde, gegen vier wieder am Auto. Suchte mir einen Platz für´s Zelt und musste recht schnell feststellen, dass hohe Temperaturen + Sonne + Zelt irgendwie eine wenig sinnvolle Kombination sind, wenn man versucht zu schlafen. Draußen war´s blöderweise aber nun auch nicht auszuhalten - die Rüsseltiere warteten schon am Zelteingang.

Die folgenden drei Tage hab ich mich dann rund um Abisko weiter der einigermaßen vergeblichen Schmetterlingssuche gewidmet, bin auf die andere Seite vom Torneträsk gelaufen, mich kurz gewundert, in Norwegen gelandet zu sein, hab weitere Elche gesehen (und die mich) und bin in der Zeit gefühlt einige Liter Blut losgeworden. Irgendwann war mir das alles zu viel und ich lief auch tagsüber mit Fleecejacke rum. Dank Mückennetz auf dem Kopf stachen die Biester dann nur noch in die Hände. Nu ja, ich hab mir dann überlegt, dass Fotografieren ja mein Hobby ist und Hobbys vorrangig Spaß machen sollten, dieser Spaß sich zu dieser Zeit an diesem Ort wohl kaum einstellen würde. Nach Aland konnte ich nicht, Finnland ließ niemanden aus Schweden einreisen - Corona und so. Kurzentschlossen hab ich die Fähre nach Gotland gebucht und fuhr denn eben eine gute Woche dorthin.

Torneträsk
Torneträsk

Auf Gotland war´s dann zum Glück schön wie immer: Zwar auch noch deutlich zu warm für meinen Geschmack, aber es gab kaum Mücken und massig Schmetterlinge. So viele Zitronenfalter, Kaisermäntel, Rostbinden, Schwalbenschwanzraupen und Scheckenfalter auf einem Haufen hab ich noch nie gesehen. Hat sogar geklappt, die während der Paarung extremst zickigen Kaisermäntel zu fotografieren. Obendrauf gab es noch einige Orchideen. Besonders über die Sumpf-Stendelwurze hab ich mich gefreut. Und es flogen auch wieder Apollos. Was dazu führte, dass ich Welle vier nun gelassen entgegenblicken kann, ich habe wieder ausreichend Vorräte.

Auf dem Rückweg von Gotland schaute ich paar Tage dann nochmal bei den Festlandapollos vorbei, was weniger Spaß machte, als auf der Hinfahrt. Warm war´s und deutlich voller - die Ferienzeit in Schweden hatte nun so richtig begonnen und alle wollten ans Meer. Erwähnte ich schon, dass ich Wohnmobile nicht mag? Die haben mich dann auch noch genervt, weil wirklich jeder irgendwie freie Platz von ihnen blockiert wurde. Auf den Campingplatz wollte ich auf Grund der Menschenmassen nicht, die Schweden haben irgendwie so eine Abstands- und Maskenallergie. Hab ich, trotz Impfung, so gar keine Lust drauf gehabt. War schon auf der Gotlandfähre schlimm genug. Aber ein extrem hübsch gefärbtes Apollo-Weibchen hab ich gefunden - am einzigen Tag, an dem es stürmischen Wind gab. Trotzdem ich hab endlich das geschafft, was auf Gotland bislang nicht klappte: Apollos am Meer fotografiert, sogar zu Sonnenaufgang.

Den Rest des Jahres wird es denn hier wohl Schweden-Auswertung geben. Vorrangig Apollos natürlich - also nix, was irgendwie ungewohnt wäre ;).

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