Leserwünsche

Mehr Landschaft ward gewünscht worden. Mehr Landschaft kann ich nur bedingt liefern, mangels Landschaftsbildern. Einige hab ich aber noch, aus Gotland und Bohuslän, Norwegen vom letzten Jahr wohl auch und aus den Pyrenäen. Also merkwürdigerweise arg wenig aus den Pyrenäen, obwohl die ja ganz hübsch anzuschauen waren, die Pyrenäen. Aber ich weigere mich immer so Unterwegs-schnell-mal-knips-Bilder zu machen, weil die ja eh immer gräßlich aussehen und ich danach keine Lust mehr habe, die zu bearbeiten. Und die Bilder, bei denen ich es dann drauf anlege, es mal richtig zu machen, scheitern in schöner Regelmäßigkeit am Licht. Deshalb hab ich nur die paar hier und die zeigen auch im Wesentlichen das gleiche Tal. Wenn auch ein schönes. Sogar imposantes. Und touristenmagnetisches, was mir denn wieder die Laune verdarb.

 

Gemeint ist Ordesa. Wobei der Begriff Tal ja nun an sich eine ziemliche Untertreibung dafür ist, schon eher ein recht stattlicher Canyon. An sich wollte ich da rein, in den Canyon und paar Kilometer wandern. Als ich mitbekam, was da so an Menschen unterwegs ist, hab ich mir eine Alternative überlegt. Den Taleingang vom Campingplatz aus ständig im Blick hab ich mir gedacht, wenn man etwas höher stände, könnte man die garstige Hochspannungsleitung, die Straße und einige Häuser sicherlich ganz gut ausblenden und bekäme auch mehr vom Tal zu sehen, als von unten. Da hab ich mir also auf der Karte eine passende Stelle gesucht, von der ein solcher Blick möglich schien und danach dann einen Wanderweg, der zu dieser Stelle hinführt und danach einen Tag mit wenig Gewitterneigung und bin los. Ohne Tele, weil warm und steil und überhaupt. Hat gedauert, bis ich da oben ankam, im schönsten Sonnenschein bei knapp 30 Grad. Zum Glück gab´s da oben dann eine Wasserstelle für gegen Durst und leere Trinkflaschen. Und fast keine Menschen. Den ganzen Weg nicht. Lag ein wenig daran, dass es keinen Weg gab, sondern eher so eine laubbedeckte Stiege, die sich an der gefühlt senkrechten Bergflanke hochschlängelte, aber auf der Karte als Wanderweg markiert war. Nur von der darauf liegenden Laubschicht ausgehend halt eher sporadisch alle paar Jahre mal benutzt.

 

Oben jedenfalls gab´s dann eine grandiose Aussicht mit Igelginster im Vordergrund in schönster Blüte, Schwalbenschwänzen und Segelfaltern beim Hilltopping und Geier. War klar, weil Makro und Tele im Tal. Sogar Bartgeier kamen den Nachmittag über zwischen den ganzen Gänsegeiern immer mal schauen, ob ich noch lebe. Recht nah sogar, weil Tele im Tal. Ich wartete dann auf besseres Licht, was nicht kam. Dafür aber Wolken. Und mehr Wolken. Und zum Schluss waren es dann so viele, dass kein Himmel und kein Licht mehr zu sehen war. Hab ich überlegt, ob ich lieber oben nass werde oder auf dem Weg nach unten und habe mich für den Weg entschieden. Also den mutmaßlich leichteren Weg auf der Rückseite runter. Der war sehr schön und zumindest auf der ersten Hälfte nicht annähernd so steil wie die Stiege vom Vormittag. Ich kam an den Pyrenäen-Lilien vorbei, die ich eine Woche rundum vergeblich gesucht hatte und auf halber Strecke rissen nach ein wenig Getröpfel die Wolken wieder auf. Klar, ich war ja auch nicht mehr oben. Muss man ja mit dem Licht nicht mehr knausern. An sich hätte ich mich ärgern können, war aber irgendwie zu geschafft und freute mich tatsächlich auf meine Fertignudeln im Zelt. Irgendwann kurz vor der Dämmerung war ich wieder unten. Für Abendfotos vom Taleingang sollte ich das nächste Mal also besser oben schlafen.

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